Marine-Nebelabteilung II:
Zur Geschichte der Nebelabteilungen in Kiel:
Anfang März 1942 wurde auf Antrag des OKM beim LW-Befehlshaber Mitte mit der Zuführung der Luftwaffennebelabteilung 1 (mot) nach Kiel begonnen.
Die Abteilung sollte der Marine zum Schutz des Kieler Hafens solange taktisch unterstellt werden, bis eine eigene Abteilung aufgestellt war. Die Einsatzbereitschaft der Marinenebelabteilung war abhängig davon ortsfeste Vernebelungsanlagen aufzubauen.
Die Funktionsweise der Verneblung war einfach und je nach Wind und Wetterlage mehr oder weniger effizient. Mithilfe von Druckluft wurde Chlorsulfonsäure versprüht. Diese reagierte mit der Feuchtigkeit in der Umgebung und wurde dadurch in hyroskopische Schwefel- und Salzsäure gespalten. Das Resultat ist dichter, weißer Nebel.
Das Foto zeigt Kiel und die Kieler Förde bei einem amerikanischen Luftangriff. Das gesamte Gebiet ist eingehüllt in weißen Nebel.
Am 2.3.1942 traf die 2. und 3. Batterie der Luftwaffennebelabteilung mit Bahntransport in Kiel ein.
Am 3.3.1942 wurde die Verlegung der Marinenebelabteilung „Brest“ nach Kiel durch das OKM angeordnet. Hierfür war die komplette Abteilung mit Nachrichtengerät vorgesehen. Die Nebelträgerboote verblieben in Brest.
Eine Woche nach Eintreffen der Luftwaffennebelabteilung am 9.3.1942 fehlten noch immer wichtige Geräte. So fehlten z.B.: noch alle Säureumfüllgeräte.
Da sich auch die Aufstellung von Nebelträgerbooten verzögerte wurden vorerst 6 Ballonlogger der Luftsperrabteilung 205 umgebaut und auf der Linie Holtenau – Heikendorf in Stellung gebracht. Die Logger dienten weiterhin auch als Sperrstellen. Zusätzlich wurde weiter südlich eine 2. Linie aus 4 Nebelstellen geschaffen. 2 befanden sich auf dem Dampfer „Salzburg“ und jeweils eine auf 2 Loggern des Sperrkommandanten. Man erhoffte sich von dieser Aufstellung das bei Nordwind der Nebel über die Innenförde zieht.
Auf der Aufnahme während des Luftangriffs auf Kiel ist die Verneblung deutlich zu sehen.
Auf Grundlage eines bereits bestehenden Planes wurden die Einsatzstellen für die ortsfesten Vernebelungsanlagen im wesentlichen endgültig festgelegt. Es sollten für den Anfang 804 Nebelstellen im Festungsbreich Kiel entstehen.
Der Gefechtsstand für die in Kiel befindliche Luftwaffennebelabteilung 1 wurde in Hasselfelde bei Mönkeberg eingerichtet.
Der Stab und die 1. Kompanie der Marinenebelabteilung sollten im Lager Flemhude untergebracht werden. Die 2. Kompanie (Nebelträgerbesatzung) verblieb bis zur Aufstellung von Nebelträgerbooten in Brest.
In der Bildmitte erkennt man die Pressluftflasche für das Nebelsäurefassgerät. Die im Fass befindliche Chlorsulfonsäure wird über das Strahlrohr verdampft.
Da man den Nebel als gutes Mittel sah gezielte Bombenabwürfe zu erschweren wurden immer mehr Nebelstellen geschaffen.
So wurden alleine im Oktober 1943 zur Verdichtung des Außenringes 41 Landnebelstellen geschaffen. Zudem sind weitere 15 Nebelboote aus den Niederlanden in Kiel eingetroffen.
Von November 1943 – Ende Februar 1944 wurden weitere 66 Landnebelstellen und 9 Nebelboote eingesetzt. 50 weitere Landnebelstellen waren bereits zugeteilt.
Je nach Erfahrungswerten mit der Verbreitung des Nebels wurden auch Nebelstellen verlegt. So wurden z.B.: 17 Nebelgeräte bei Kronsort eingezogen und 9 in Eckernförde neu aufgestellt.
Um eine noch schnelle Vernebelung zu garantieren wurden Geräte mit Doppelstrahlrohr an Plätzen für die Tagesvernebelung aufgestellt.
Zur Schließung des südwestlichen Außenringes wurden im März 1944 13 nweitere Nebelgeräte aufgestellt. Die Anzahl der Nebelstellen lag damit bereits gut über 1000 Stück.
Das Foto zeigt die Unterkunft für einen Nebeltrupp. Links im Bild eine dem Nebeltrupp zugehörige „Nebeltonne“.
Am 14.6.1944 wurde beim Topedoübungsschießen in Eckernförde ein Nebelträgerboot durch einen Torpedo beschädigt und ist gesunken.
Im Juni wurde ausserdem damit begonnen 3 Offiziere und 26 Mannschafter als Sprachmittler für die Italienische Nebelabteilung einzuweisen. Durch die Italiener sollte der Mangel an Personal ausgeglichen werden.
Am 19.7.1944 wurde die Einweisung für 31 Sprachmittler der Italienischen Nebelabteilung abgeschlossen. Weitere 2 Offiziere und 10 Soldaten befanden sich noch in der Ausbildung.
Bei den Angriffen am 6.7. und 18.7.1944 wurden mehrere Nebelgeräte und Fässer zerstört.
Bei dem Luftangriff am 24.7.1944 wurden etwa 50 Nebelgeräte zerstört, 3 Boote sind gesunken und 3 weitere leck geschlagen. 5 Soldaten sind gefallen, 6 schwer und 6 leicht Verwundet.
Im August wurden mehrere Nebelgeräte durch Feindeinwirkung zerstört. 8 Nebelboote wurden total Zerstört, 53 Boote bechädigt. Es sind 4 Soldaten gefallen, 3 werden vermisst, 1 Soldat wurde schwer und 5 leicht verwundet.
Dies zeigt wie „verwundbar“ die Nebelabteilung war. Die spärlich ausgestalteten Nebelstellen boten keinerlei Schutz gegen Bomben. Bis auf kleinere aus Holz oder Ziegelmauerwerk hergestellte behelfsmäßige Bunker gab es keinerlei Deckung.
Ende 1944 wurden zur Verstärkung des Nebeleinsatzes 25 Boote der Nebelträgergruppe „Wesermünde“ nach Kiel verlegt. Die Besatzung befand sich noch in der Ausbildung.
Ferner wurden alle Kompanie Gefechtsstände und Bootsgruppen mit UK-Geräten versorgt.
Trotz der starken Vernebelung im Festungsbereich Kiel erkennt man auf dem Foto Treffer im Bereich der Werften.
Im September 1944 wurde damit begonnen die großen Nebelfässer gegen kleinere zu tauschen. Außerdem wurde der Nebelschutz für Land- und Seeleichtbau durch Umlegung von Geräten verstärkt.
Durch Luftangriffe wurden 5 Unterkünfte zerstört und 10 weitere beschädigt, 4 Nebelträgerboote sind durch Brandbomben leck geschlagen, mehrere Nebelgeräte ausgefallen.
Ende 1944 wurden für weitere Nebelabteilungen 29 Offiziere und 214 Uffz. und Mannschaften Eingewiesen und Ausgebildet. 8 Offiziere und 259 Uffz. und Mannschaften wurden abkommandiert. Somit befinden sich Ende November noch 7 Offiziere und 230 Uffz. und Mannschaften in der Ausbildung. Für die geplante Erweiterung des Nebelbereiches wurden zusätzliche 68 Uffz. und Mannschaften zukommandiert.
Auf OKM Befehl wurden Versuche mit Titan-Tetrachlorid im Landnebeleinsatz gemacht und für gut befunden.
Außerdem wurden Versuche mit dem von der Firma Hagenuk hergestellten Schnellverschluß durchgeführt.
Monatliche Vernebelungen:
Vernebelungen im April 1944:
12 Großvernebelungen mit etwa 10 Stunden Nebeldauer,
23 Tagesvernebelungen mit etwa 9,5 Stunden Nebeldauer,
62 Einsatzbereitschaften.
Aufgrund des schleppenden Säurenachschubs ist der Bestand auf 488000Kg gesunken.
Vernebelungen im Mai 1944:
17 Großvernebelungen mit etwa 12 Stunden Nebeldauer,
3 Tagesvernebelungen mit einer Stunde dauer,
39 Einsatzbereitschaften an 17 Tagen.
Aufgrund von Nebelsäuremangel waren die Stellungen im Außenring nicht voll einsatzfähig.
Vernebelungen im Juni 1944:
10 Großvernebelungen mit etwa 10 Stunden Nebeldauer
und etwa 590000Kg Säureverbrauch.
4 Kurzvernebelungen mit etwa 30 Minuten Nebeldauer.
34 Tagesvernebelungen mit etwa 13 Stunden Nebeldauer,
81 Einsatzbereitschaften.
Wegen der Säureknappheit musste der Nebel zurückhaltend eingesetzt werden.
Vernebelungen im Juli 1944:
13 Großvernebelungen mit etwa 10 Stunden Nebeldauer
und etwa 706000Kg Säureverbrauch.
3 Kurzvernebelungen mit etwa 16 Minuten Nebeldauer.
52 Tagesvernebelungen mit etwa 23 Stunden Nebeldauer,
92 Einsatzbereitschaften an 21 Tagen.
15 neue Nebelstellen fertiggestellt.
16 Nebelstellen zur Verstärkung eingesetzt.
Vernebelungen im August 1944:
17 Großvernebelungen mit etwa 21 Stunden Nebeldauer
und etwa 1269000Kg Säureverbrauch.
2 Kurzvernebelungen mit etwa 21 Minuten Nebeldauer.
60 Tagesvernebelungen mit etwa 27 Stunden Nebeldauer,
97 Einsatzbereitschaften an 28 Tagen.
Gesamtsäureverbrauch: 1282000Kg
Auf Grund von Nebelsäuremangel (Bestand=55000Kg) mussten an vielen Nebelstellen Nebelkerzen eingesetzt werden.
Vernebelungen im September 1944:
12 Großvernebelungen mit etwa 8 Stunden Nebeldauer
und etwa 613000Kg Säureverbrauch.
39 Tagesvernebelungen mit etwa 17,5 Stunden Nebeldauer,
97 Einsatzbereitschaften an 26 Tagen.
260000Kg Nebelsäure befanden sich Ende September noch im Bestand.
Vernebelungen im Oktober 1944:
13 Großvernebelungen mit etwa 10 Stunden Nebeldauer
und etwa 445600Kg Säureverbrauch.
20 Tagesvernebelungen mit etwa 9,75 Stunden Nebeldauer,
83 Einsatzbereitschaften an 28 Tagen.
661000Kg Nebelsäure befanden sich Ende Oktober noch im Bestand.
Vernebelungen im November 1944:
6 Großvernebelungen mit etwa 4,5 Stunden Nebeldauer
und etwa 285460Kg Säureverbrauch.
10 Tagesvernebelungen mit etwa 8 Stunden Nebeldauer,
59 Einsatzbereitschaften an 23 Tagen.
680805Kg Nebelsäure befanden sich Ende November noch im Bestand.
Vernebelungen im Dezember 1944:
3 Großvernebelungen und 20 Tagesvernebelungen.
In etwa 141400Kg Säureverbrauch.